Im September 2024 wurde eine amerikanische Studie veröffentlicht, die untersucht, wie die mediale Falschdarstellungen der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) die Selbstwahrnehmung der Betroffenen sowie deren psychiatrische Behandlung beeinflusst.
Hintergrund
Filmproduzenten haben in den letzten Jahren ein starkes Interesse an der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) gezeigt. Leider werden in Filmen und Fernsehserien oft fesselnde Geschichten erzählt, die auf Kosten der Menschen gehen, die mit DIS leben. Diese Darstellungen sind häufig stigmatisierend, stereotypisiert und ungenau. Darüber hinaus werden in Filmen, insbesondere im Horrorgenre, Figuren mit DIS häufig als gewalttätige, mörderische Verbrecher dargestellt. In einer nicht von Fachleuten überprüften Studie, in der acht populäre Filme mit DIS-Charakteren analysiert wurden, zeigte sich, dass in 100 % der untersuchten Filme fiktive Charaktere mit DID gewalttätiges Verhalten aufwiesen, und in 75 % wurde kriminelles Verhalten gezeigt (Sampson, 2020). Diese Darstellung widerspricht den realen Fakten: Menschen mit dissoziativen Störungen (DIS) sind nur selten an Strafverfolgungen beteiligt, und die Mehrheit begeht keine Gewaltverbrechen. Vielmehr sind sie häufig Opfer von Gewaltverbrechen (Webermann & Brand, 2017).
Zielsetzung
Die vorliegende Studie untersucht, wie die mediale Darstellung von DIS die Selbstwahrnehmung der Betroffenen sowie deren psychiatrische Behandlung beeinflusst.
Methode
An der Studie nahmen 377 Personen mit DIS teil, die eine Online-Umfrage zu ihrer Wahrnehmung der Auswirkungen medialer Darstellungen von DIS ausfüllten. Von diesen gaben 151 an, dass die mediale Darstellung einen Einfluss auf ihre psychiatrische Behandlung hatte. Die qualitativen Daten wurden mittels einer reflexiven thematischen Analyse ausgewertet.
Ergebnisse
Unter den 151 Teilnehmern, die über Auswirkungen auf ihre Behandlung berichteten, gaben die meisten (n = 129) an, dass die Einflüsse negativ waren. Fünf Hauptthemen wurden identifiziert:
Mediale Darstellungen sind oft ungenau und fördern Mythen unter Klinikern.
Diese Darstellungen beeinflussen die Selbstwahrnehmung der Betroffenen und den Zugang zur Behandlung.
Ein Mangel an klinischer Ausbildung, gepaart mit dem Einfluss der Medien, führt zu negativen Behandlungsergebnissen.
Falsche Darstellungen führen zu Misshandlungen durch Fachpersonal.
Es besteht ein dringender Bedarf an spezialisierter Behandlung, die sich nicht an medialen Stereotypen orientiert.
Schlussfolgerungen
Die Studie zeigt, dass ungenaue und stigmatisierende Darstellungen von DIS in den Medien falsche Vorstellungen über die Störung fördern. Dies trägt zu Verzögerungen bei der Behandlung, ungenauen Diagnosen sowie verstärkten Gefühlen von Scham und Selbstverachtung bei Menschen mit DIS bei.