Von Lena Stallmach: Für Kinder gibt es manchmal keinen anderen Ausweg, als Persönlichkeitsanteile abzuspalten. Aber der Alltag von Menschen mit einer solchen multiplen Persönlichkeitsstörung ist eine Herausforderung, begleitet von innerer Zerrissenheit und Amnesien – manchmal auch Komik.
Manchmal wacht Miriam* in einem Hotelzimmer in einem anderen Land auf und weiss nicht, wie sie dort hingekommen ist. Sie wartet dann einfach ab – nach einer Weile ist die Erinnerung wieder da. Das müssen irritierende Momente sein, doch Miriam kennt sie seit ihrer Kindheit. Denn sie leidet an einer multiplen Persönlichkeitsstörung oder, wie Ärzte sagen, an einer dissoziativen Identitätsstörung (DIS). Die Betroffenen haben mindestens zwei, aber meist sehr viel mehr Identitäten oder Persönlichkeitsanteile mit einem eigenen Ich-Gefühl. Diese grenzen sich klar von den jeweils anderen Identitäten im Kopf ab und haben unterschiedliche Interessen, Fähigkeiten und Erinnerungen.