top of page

Interessenvereinigung zur Aufklärung und Vernetzung 

gegen organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt

Interessenvereinigung zur Aufklärung und Vernetzung 

gegen organisierte sexualisierte und ritualisierte Gewalt

Beanstandung zur Sendung von rec: «Jetzt reden die Opfer».

Aktualisiert: 26. Apr. 2023

Folgende Beanstandung zur SRF Reportage "Doc rec." vom 17.05.2022 wurde dem Verein CARA zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:


Sehr geehrte Damen und Herren

Wir reichen eine Beanstandung ein zur Sendung von rec: «Jetzt reden die Opfer».

Grundsätzlich anerkennen wir, dass die Medien das wichtige Thema der rituellen Gewalt aufnehmen. Darunter fällt die Tatsache, dass die Betroffenen sehr unterschiedliche Traumata erlitten sowie auch verschiedene Behandlungen erhielten.


Die rubrizierte Sendung führt auf die SRF-Reportage zu ‘Der Teufel mitten unter uns» vom 14.12.21 zurück. Sie verletzt das Sachgerechtigkeits-, das Vielfalts- und das Transparenzgebot.


Begründung:

  • -Die aufgebaute Verschwörungstheorie wird einseitig beleuchtet. Zum Grossteil kommen nur kritische Stimmen zu Wort. Gegenteilige Meinungen werden nicht kommentiert oder negativ bewertet.

  • -Diese gegenteiligen Meinungen werden als Ansichten von einzelnen Personen dargestellt, die von der überwiegenden Mehrheit der Fachpersonen abweichen und unwissenschaftlich arbeiten. Dies ist nicht so: Es wird nicht berücksichtigt, dass zahlreiche und auch höchstqualifizierte Personen im Bereich Traumabehandlung / dissoziative Identitätsstörung bestätigen, dass rituelle Gewalt häufig auch im Kontext von Satanismus stattfindet und dass «Mind Control» existiert. Dies wird gerade auch in Deutschland immer mehr anerkannt.

  • Der journalistische Umgang des SRF-Reporters ist oberflächlich. Ausserdem stellt er mehrfach seine persönlichen Ansichten als objektive Tatsachen dar, und auch seine emotionale Haltung widerspricht einer fairen, sachlichen und neutralen Behandlung dieses Themas.

  • Mit diesen Sendungen wird vielen Opfern Unrecht getan. Für sie ist es harte Realität, dass die Öffentlichkeit wegschaut und sie nicht ernst nimmt.

Wir verweisen auf die Beilage: Dort liefern wir die konkreten Stellen der Reportage, wo die genannten journalistischen Richtlinien verletzt werden, sowie differenziertere, aus unserer Sicht für die Gesamtbeurteilung wichtige Begründungen für die Beanstandung.


Wir bitten Sie um eine unvoreingenommene Prüfung dieser Beanstandung und danken Ihnen für Ihre Bemühungen.

Freundliche Grüsse R.B.



Beilagen:

Allgemein ist zum Sachverhalt der (satanisch) rituellen Gewalt festzuhalten, dass hier unter ausgewiesenen und anerkannten Traumatherapeuten keineswegs Einigkeit besteht. Zahlreiche hochqualifizierte und erfahrene Fachpersonen halten diese Form von Gewalt nicht für eine Verschwörungstheorie, sondern sind der Ansicht, dass es dies tatsächlich gibt, und auch «Mind Control» existiert.

Ein Beispiel für diese ausgewiesenen Fachpersonen ist die sehr renommierte und international anerkannte Expertin für Traumata und dissoziative Identitätsstörung Michaela Huber (Psychologische Psychotherapeutin, Ausbildnerin von Traumatherapeuten, Autorin zahlreicher Fachbücher und Empfängerin von Preisen für ihre Arbeit), die auch auf diesem Gebiet forscht (siehe: https://michaela-huber.com).


Frau Huber und zahlreiche andere Fachexperten im Bereich Traumata bestätigen, dass rituelle Gewalt auch in Zusammenhang mit Ideologien wie Satanismus stattfindet, und dass auch lebenslange Konditionierung und Programmierung (Mind Control) von Opfern stattfindet, bei der schon ab Geburt absichtlich dissoziative Identitätsstrukturen erzeugt werden, so dass Opfer später für die Täter «abrichtbar» werden und im Alltag keine bewussten Erinnerungen haben (siehe z.B. Seite 14 von https://michaela-huber.com/wp-content/uploads/2021/03/organisierte-ausbeutung-rituelle-gewalt-und-dissoziative-stoerungen-michaela-huber-2013.pdf.)

Frau Hubers Aussagen widersprechen also diametral Frank Urbanioks Ausführungen (5:10 – 5:35, 9:10 – 10:10).

Der Journalist erklärt jedoch dem Publikum, diese Fachmeinung von hochqualifizierten Experten wie Frau Huber sei «en völlige Seich» (5:35 – 5:56), so wie wenn dies (seine persönliche Einschätzung) ein unbestrittener Fakt wäre.


Zu beachten ist auch, dass Therapeuten, die mit rituell missbrauchten Personen arbeiten, oft massivst bedroht werden – anonyme Todesdrohungen sind alles andere als selten! Woher kommen diese schweren Bedrohungen und Einschüchterungsversuche, wenn alles nur eine Verschwörungstheorie ist??


In der Sendung wird hingegen immer wieder betont, dass es sich bei satanisch ritueller Gewalt um eine Verschwörungstheorie (unter anderem wird es als «üble Theorien» bezeichnet, 30:20) handle. Dadurch wird dem Publikum fälschlicherweise suggeriert, dass die Nichtexistenz von satanischen Kreisen mit den genannten Machenschaften ein allgemein anerkannter Konsens sei.

Herr Gysi wird zwar als Psychiater mit gegenteiliger Meinung erwähnt, allerdings von Anfang an in ein zweifelhaftes Licht gerückt: «Isch das würklich Wüsseschaft?». Die Art, wie diese Frage gestellt wird, suggeriert, dass die Antwort schon zum Vorneherein feststeht («nein, ist es nicht»), die Botschaft des Journalisten ist hier unmissverständlich.

Der Journalist sieht sich also auch als kompetent an zu beurteilen, dass sich der «Terminologische Leitfaden für den Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexualisierter Gewalt» von Interpol, Europol, Kinderschutz-, UNO- und Europaratorganisationen auf unwissenschaftliche Fakten abstütze. Nachdem die Unglaubwürdigkeit dem Publikum durch Mimik, Tonfall etc. schon deutlich vermittelt wurde, geht er dann zu solchen Psychologen, die seine (vorgefasste und auch nie ernsthaft in Frage gestellte) Position stützen (19:40 – 21:21).


Der Direktor der UPD will sich zwar nicht zu konkreten Publikationen äussern (weshalb nicht?!), sondern macht nur allgemeine Aussagen über die Kriterien wissenschaftlicher Publikationen. Damit wird dem Publikum suggeriert, dass die vorliegenden Publikationen diese Kriterien nicht erfüllten und somit pseudowissenschaftlich seien, obwohl der Direktor dies so aber nicht sagt.

Er sagt zwar, der umgangssprachliche Begriff «Mind Control» sei ein «Pseudofachbegriff» (wie wenn es um umgangssprachliche Bezeichnungen, statt den Inhalt dieser Bezeichnungen gehen würde), deutet diesen Begriff dann aber um («dass man andere Menschen irgendwie beeinflussen, manipulieren kann»). Dabei steht doch ein anderer Inhalt dieses Begriffs, die «Programmierung» von Opfern, zur Debatte! Hierzu will er aber offenbar nicht Stellung nehmen. Herr Strik erklärt nicht, dass dies, die bewusste Programmierung und die bewusste Herbeiführung verschiedener Persönlichkeitsanteilen bei Opfern, ein Konzept der Pseudowissenschaft sei – er suggeriert dies aber mit der Umdeutung und Verwischung von Begriffen. Obwohl eine konkrete Stellungnahme zu «Mind Control» im zuvor ausgeführten Sinn von Herrn Strik vermieden wurde, folgert der Journalist dennoch daraus und teilt dem Publikum mit, dass «Mind Control» (wiederum so, wie der Begriff zuvor von ihm dargelegt wurde) also ein pseudowissenschaftliches Konzept sei, auf dem die ganze «Verschwörungserzählung» aufgebaut sei. Dies, obwohl auch keine andere der Personen der UPD «Mind Control» direkt als Pseudowissenschaft bezeichnete. Dass sie dies nicht ausdrücklich taten und auch die wissenschaftlichen Publikationen nicht direkt angreifen wollten, deutet darauf hin, dass sie genau wussten, dass ihre Einschätzung der Sachlage unter Fachleuten umstritten ist und die vorliegende Forschung durchaus «wissenschaftlich» und ernst zu nehmen ist – andernfalls hätte man ja auch ohne Ausweichen in aller Deutlichkeit die Dinge beim Namen nennen können (21:30 – 22:30). Den zahlreichen renommierten Traumatherapeuten und Forschern in diesem Bereich, welche die Aussagen des offiziellen Leitfadens stützen, wird nicht die Gelegenheit gegeben, auf den schweren Vorwurf des Journalisten (der Pseudowissenschaftlichkeit) zu reagieren. Weiter behauptet der Journalist, die Verfechter von dem Konzept der rituellen Gewalt und von «Mind Control» würden behaupten, eine von hundert Personen (offenbar in der gesamten Bevölkerung) hätten eine dissoziative Identitätsstörung, und lassen dann diese Behauptung von den Fachpersonen widerlegen (22:25 – 23:10). Wer aber genau behauptet diese Häufigkeit? Herr Gysi (wohl kaum!)? Dass eine einzelne Person irgendwo so etwas behaupten mag, kann sein. Entgegen von dem, was hier gesagt wird, ist dies aber keinesfalls das, was die Fachpersonen behaupten, welche rituelle Gewalt und «Mind Control» ernst nehmen! Dies ist ein klares Strohmann-Argument, das dazu benutzt wird, diese «anderen Kreise» dem Publikum als unglaubwürdig darzustellen. Dieses unredliche und ethisch verwerfliche Vorgehen ist eine Manipulation der Zuschauer und scharf zu verurteilen!

Katharina Stegmayer behauptet daraufhin, dass Kliniker bei der Diagnostizierung einer dissoziativen Identitätsstörung zu Symptomen das Trauma «suchen», also mit einer falschen Kausalkette arbeiten, und Herr Strik stützt daraufhin ihre Aussage (23:10 – 23:40). Dies ist eine pauschale Unterstellung an irgendwelche «Kliniker»! Dieser Vorwurf erstaunt umso mehr, da ja diese anderen "Kliniker", welche die Diagnose der DIS stellen, kaum weniger qualifiziert sind als Frau Stegmayer oder Herr Strik selbst, auch diejenigen nicht, welche sagen, dass zum Beispiel «Mind Control» (im hier fraglichen Sinn) existiert. Wenn die Journalisten so eine Aussage in ihre Reportage aufnehmen, dann müssten sie zwingend auch den psychologischen / psychiatrischen Fachexperten, deren Arbeit hier massiv angegriffen und diskreditiert wird, die Gelegenheit geben, dazu Stellung zu nehmen.


Mit diesem perfiden und manipulativen Vorgehen vermitteln die Journalisten fälschlicherweise den Eindruck, dass ausser allfälligen Einzelfällen alle seriösen Fachexperten der Ansicht seien, dass es sich bei satanisch ritueller Gewalt um eine Verschwörungstheorie handle und es spezifisch den Tatbestand des «Mind Control», der gezielten Spaltung und Programmierung von Opfern durch die Täter, nicht gebe. Wiederum möchte dies aber auch der Journalist so nicht direkt sagen (wieder: weshalb nicht?), sondern er sagt nur, der Tatbestand habe nicht polizeilich nachgewiesen werden können (23:38 – 24:00) – dazu noch weiter unten eine Bemerkung.


Das Sachgerechtigkeitsgebot und das Vielfaltsgebot wurden hier klar verletzt: Es wurde vermittelt, dass der Tatbestand der Verschwörungstheorie und die Nichtexistenz von «Mind Control» (im Sinne von «Programmierung») etc. allgemein anerkannt seien. Die Tatsache der geteilten Meinung von seriösen und qualifizierten Fachpersonen zur Thematik wurde dem Publikum vorenthalten, es wurde einseitig und tatsachenwidrig vermittelt, es bestehe (abgesehen von ein paar Einzelfällen wie Herrn Gysi, der sofort als unglaubwürdig hingestellt wird) Einigkeit. Somit liegt eine Fehlinformation des Publikums vor.


Ausserdem kann man annehmen, dass die interviewten Personen der UPD und die Therapeuten auf der Traumastation Littenheid vergleichbare Qualifikationen haben. Trotzdem wird die eine Gruppe von Personen den Zuschauern als Fachexperten, die andere als Anhänger einer absurden Verschwörungstheorie hingestellt. Worauf genau beruht diese Einschätzung, in welcher Institution die Mitarbeiter nun richtig liegen und in welcher nicht? Allein auf der persönlichen Ansicht der Journalisten, die wohl kaum in diesem Bereich ausgebildet sind?


Falls die Ansicht derjenigen psychologischen Fachpersonen zutrifft, welche dem erwähnten offiziellen Leitfaden entspricht, so enthält die Sendung auch klar gewaltverharmlosende Inhalte. Nur schon die reale Gefahr, dass eine Gewaltverharmlosung besteht, dürfte aber nicht eingegangen werden!


Ohne dass aber zweifelsfrei feststeht und Einigkeit unter allen Fachpersonen darüber besteht, dass rituelle Gewalt in der genannten Form nicht existiere, dürften niemals in einer Fernsehsendung Menschen als unglaubwürdig hingestellt werden, die berichten, so etwas erlebt zu haben. Die Gefahr, dass es sich bei diesen Menschen tatsächlich um schwersttraumatisierte Opfer von massivsten Formen von Gewalt handelt und man solchen Menschen tatsächlich erlebte Tatbestände infolge der Sendung noch weniger glaubt und ihre realen Erlebnisse in der Öffentlichkeit als Einbildung abtut, ist viel zu gross!


Dass es Fehleinschätzungen und auch gravierende Fehlleistungen von Therapeuten gibt, ist nicht bestritten. Daraus folgt aber keineswegs, wie es in der Reportage suggeriert wird, dass der Tatbestand des (satanischen) rituellen Missbrauchs nicht existiert.

Auch hier vermittelt die Einseitigkeit der Sendung dem Zuschauer ein völlig falsches Bild der Situation. Nebst den interviewten Personen, die von einer Fehldiagnose berichten, hätte man zwingend auch Personen zu Wort kommen lassen müssen, die das Gegenteil berichten (siehe z.B. https://www.youtube.com/watch?v=zCmfiCzeJQI ): Dass sie in der Therapie jahrelang kaum Fortschritte erzielen konnten, bis endlich jemand den erlebten rituellen Missbrauch ernst nahm, ihnen glaubte, und ihnen in der Aufarbeitung dieser schrecklichen Erlebnisse half.

Trotz dem Titel der Reportage «Jetzt reden die Opfer» werden diese Personen, die unter harter Arbeit eine so grosse innere Entwicklung durchgemacht haben, dass sie nun mit einer inneren Stabilität ihr Leben meistern, nicht zu Wort kommen gelassen – es wird nicht mal erwähnt, dass sie existieren.

Stattdessen werden in die Sendung Berichte von Personen aufgenommen, die sich offensichtlich nach wie vor in einem sehr verletzlichen Zustand befinden (nach jahrelanger psychiatrischer Behandlung immer noch in Behandlung, Arbeitsunfähigkeit und Bezug von IV etc.). Dass die Journalisten solche Personen in sehr labilem Zustand dazu benutzen, ihre eigene einseitige Ansicht über rituelle Gewalt zu stützen und dem Publikum zu vermitteln, ist ethisch mehr als nur fragwürdig!


Ausserdem ist die Aussage, dass keine Beweise für rituelle Gewalt bestehen, irreführend. Bekanntlich ist es schon äusserst schwierig, bei einer Vergewaltigung oder vergangenem sexuellen Missbrauch die nötigen Beweise vorlegen zu können, um vor Gericht recht zu bekommen. Es liegt also in der Natur der Sache, dass Personen, die rituelle Gewalt (und massivste Bedrohungen, was bei ihrem Reden geschehen werde) erlebt haben, kaum den rechtlichen Weg einschlagen und noch viel weniger vor Gericht die nötigen Beweise erbringen könnten.

Dies dem Publikum als Hinweis darauf zu vermitteln, dass keine rituelle Gewalt existiere, ist etwa so, wie wenn gemeldet würde, dass es in der Schweiz eine bestimmte Anzahl von Fällen von sexuellem Missbrauch gebe, in welchen die Täter verurteilt wurden, und dass es aber keine Beweise für weitere Fälle gebe (und zu suggerieren, somit sei davon auszugehen, dass weitere Fälle auch nicht existieren würden).

Hier ist viel mehr Sorgfalt angezeigt, wie über solche Dinge Bericht erstattet wird!!


Es erstaunt uns, dass SRF diesen Journalisten eine weitere Plattform gibt, ihre Thesen und Meinungen auf solch unseriöse Weise zu verbreiten, nachdem sie schon in ihrer ersten Sendung zum Thema klar unfair vorgegangen sind, journalistische Grundsätze verletzten und Interviewpartnern unprofessionell und respektlos behandelt hatten, so wie dies zum Beispiel von Fairmedia beanstandet wurde https://fairmedia.ch/2021/12/22/nachbesprechung-einer-fragwuerdigen-srf-dok/ . Von einem öffentlich-rechtlichen Sender hätten wir erwartet, dass höhere qualitative Massstäbe an ausgestrahlte Sendungen gesetzt werden. Dass dies offenbar nicht so ist, enttäuscht uns und lässt SRF in keinem guten Licht erscheinen.

bottom of page